Tematyka

  • Weihnachten in Polen

    Die Geschichte

    Begleiten Sie Jan, einen älteren Herrn aus Wroclaw auf seiner Reise nach England, wo er Weihnachten mit seiner Tochter und seinen beiden Enkelinnen, die ins Ausland umgezogen sind,  verbringen wird.  Schließen Sie sich seinem interessanten Experiment an, bei dem er seine Enkelinnen davon überzeugen möchte, dass die polnischen Weihnachtsbräuche voller Magie und Geheimnisse sind, und finden Sie heraus, wie erfolgreich er dabei ist.

    Folgen Sie den Aufgaben der Reihe nach, da sie Teil der gleichen Erzählung sind!


    • Die Ankunft

      Es war der 23. Dezember. Schneeflocken fielen langsam auf die Straßen und verwandelten sich in Schneematsch. Die Straßenbeleuchtung warf  Licht auf die Bürgersteige. Es gab viele Leute in der Innenstadt, wo Jan aus dem Bus und in ein Taxi stieg; sie hatten volle Taschen mit Essen und Geschenken und bewegten sich in alle Richtungen. Hier in den Vororten war es ruhig, dunkel und ziemlich einsam.

      Jan begann seine Reise vor fast acht Stunden. Er musste zuerst mit seinem klappernden Auto fast hundert Kilometer weit fahren, um zum Flughafen zu gelangen. Dann wartete er fast zwei Stunden auf seinen Flug. Der Flug dauerte nicht zu lange, aber es erschien ihm wie eine Ewigkeit, da er Flugzeuge nicht mochte und sich auf ihnen nie sicher fühlte. Nach der Landung des Flugzeugs dauerte es erneut fast zwei Stunden, um durch den Zoll zu kommen und das Gepäck abzuholen. Und als ob das noch nicht genug wäre, hatte er nicht genug Geld, um ein Taxi direkt vom Flughafen zu bezahlen. Er musste vom Flughafen zuerst einen Bus in die Innenstadt nehmen und erst dann in ein Taxi umsteigen.

      Aber er kam endlich an. Er bezahlte den Taxifahrer und bat ihn um die Rechnung. Er wollte wissen, wie viel Geld er ausgegeben hat.  Er nahm sein Gepäck aus dem Taxi, überquerte die Straße und blieb vor einem kleinen weißen Haus stehen. Plötzlich wurde er sehr nervös. Er holte tief Luft und drückte auf die Klingel.


    • Wartend an der Tür

      Er hörte ein Rauschen, ein Kind, das schrie: "Mama! Jemand ist an der Tür!" und einen Hund, der bellte. Während er darauf wartete, dass jemand die Tür öffnete, sah er sich das Haus genauer an. Der Bungalow war klein, sah aber gut aus. Vor dem Haus wuchsen Sträucher, jetzt schneebedeckt, geschmückt mit Weihnachtslichtern. Rechts standen zwei Schneemänner; einer aus Plastik, der andere aus Schnee. Zwischen den Gebüschen führte eine kurze Treppe zum Haus. Jan machte sich Sorgen, dass er ja nicht auf diesen Treppen ausrutschen würde, weil sie mit Schnee bedeckt waren. Als er jedoch näher kam, sah er, dass jemand die Treppen mit Sand bestreut hatte, damit sie nicht zu rutschig wurden. Alle Fenster waren mit weißen Vorhängen verdeckt, aber er konnte immer noch das warme Licht im Hausinneren sehen. Als er zur Tür schaute, bemerkte er ein "Frohe Weihnachten" -Schild aus Buchstaben, die an einer Schnur aufgereiht waren. Als er etwas genauer hinsah, bemerkte er, dass noch ein anderes Schild fehlte. Alles, was übrig geblieben war, war eine Schnur und die dunklen Flecken, an denen die Buchstaben einst befestigt waren. Es sah aus wie zwei Wörter, 15 Buchstaben. Der erste Buchstabe war W… oder… O?


    • Wer möchte Millionär werden?

      "Opa, Opa!"

      Zwei Mädchen, Anna und Maria, fingen an um den älteren Herren herumzuspringen. Er umarte beide und drückte sie fest an sich. Hinter ihnen erschien eine Frau, die etwas über 40 war.

      "Ich grüsse dich, Vater!"

      Jan umarmte und küsste Marta, seine einzige Tochter. Sehr zum Bedauern Jans, zog Marta während ihres Studiums ins Ausland und kehrte niemals mehr nach Polen zurück. Hier traf sie ihren Mann Jack und sie gründeten eine Familie. Er vermisste sie sehr und besuchte sie, so oft er nur konnte, aber es war nie genug, schon deshalb, weil sie ihn so selten besucht haben.

      "Komm, Vater," sagte Marta. "Ich trage das Gepäck ins Zimmer."

      Die Mädchen begleiteten Jan ins Wohnzimmer. Der Fernseher war an und eine Art Unterhaltungsshow lief dort.

      "Setz dich, Opa! Du musst durchgefroren sein. Ich werde dir einen Tee machen," sagte Anna, die ältere der beiden Enkelinnen.

      Jan setzte sich mit Maria auf die Couch. Die Sendung, die im Fernsehen lief, war das bekannte Quiz »Wer wird Millionär«

      "Vater",  Marta trat ins Wohnzimmer, "heute haben sie eine Sondersendung mit Fragen nur  über Polen. Glaubst du, dass du auf alle Fragen richtig antworten kannst?" forderte sie ihn heraus.

      "Natürlich kann ich das!" lachte Jan und schaute auf den Bildschirm.


    • Undurchschlafene Nächte

      Drei Stunden später lag Jan wach  im Gästezimmer und konnte nicht schlafen. Er dachte an seine Enkelinnen und wie schnell sie sich bei der Fernsehsendung über die polnische Kultur gelangweilt hatten. Und so passierte es normalerweise. Die Mädchen interessierten sich einfach nicht für ihr kulturelles Erbe. Sie wollten nicht einmal in den Ferien ihren  Opa besuchen, weil immer etwas anderes zu tun war, dass interessanter war. Und das machte Jan sehr traurig.... ...


    • Brainstorming am Morgen

      Als Jan um sieben die Küche betrat, erwartete er dort niemanden. Seine Tochter saß jedoch schon dort mit einer heißen Tasse Kaffee und einer Zeitung lesend am Tisch.

      "Guten Morgen, Vater! Möchtest du eine Tasse Kaffee?" sie lächelte ihn an.

      Jan nickte und setzte sich neben sie.

      "Du siehst müde aus", bemerkte Martha. " Hast du  nicht gut geschlafen?"

      "Nein, das habe ich wirklich nicht", antwortete Jan und er erzählte Marta, wie er die Nacht damit verbracht hatte, über seine Enkelinnen nachzudenken, weil sie sich nicht für ihr kulturelles Erbe kümmerten.

      "Nun ...", sagte Martha vorsichtig, als er fertig war, "ich kann sie zwar zwingen, Polen zu besuchen. aber das wird die ganze Sache nur noch schlimmer machen, weil ich sie nämlich nicht zwingen kann, sich für ihre Wurzeln und ihre Kultur zu interessieren."

      "Ich weiß", stimmte Jan zu. "Wenn es nur einen Weg gäbe, ihr Interesse an all dem zu wecken."

      Martha runzelte die Stirn.

      "Vielleicht gibt es das doch noch etwas . Ich glaube, ich habe eine Idee", sagte sie.


    • Die Geheimwaffe

      Um 12 Uhr mittags läutete es an der Haustür. Eine Minute später rief eine von Jans Enkelinnen: "Mama, es ist Tante Riya!"

      Am Morgen sagte Marta zu Jan, dass Tante Riya ihre Geheimwaffe sei. Riya war ihre Mitarbeiterin, aber bevor sie nach England zog, lebte sie einige Jahre in Polen. Weil die Mädchen Tante Riya liebten, hoffte Marta, dass sie die Mädchen für die polnische Kultur begeistern könnte. Also rief sie sie an und lud sie zum Tee ein.

      Nun saßen alle im Wohnzimmer und tranken Tee und redeten über lustige Dinge,  wie das Wetter oder den Verkehr. Die Mädchen hörten Tante Riya sehr genau zu und folgten jedem ihrer Worte.

      "Also ...", begann Jan. "Ich habe gehört, dass Sie mal in Polen gelebt haben."

      "Ja, in der Tat!" lächelte Riya und wusste von Martas geheimem Plan. "Und ich habe es geliebt. Es ist ein so wunderbarer Ort auf dieser Erde!"


    • Das Familienkochen

      Nachdem Riya gegangen war, ging Jan in die Küche, um das Weihnachtsessen zu kochen. Er band sich seine Schürze gerade um und bereitete alle Zutaten vor, da hörte er leise Schritte hinter sich. Es war Anna, seine jüngere Enkelin.

      "Was machst du, Opa?" sie fragte neugierig.

      "Ich werde kochen", antwortete Jan mit einem Lächeln.

      "Was wirst du kochen, Opa?" Fragte Anna erneut und erinnerte ihn plötzlich an das Rotkäppchen.

      "Rote Rübensuppe mit Knödel."

      "Das war Tante Riyas Lieblingssuppe!" leuchtete Annas Gesicht auf.

      "Ja, in der Tat. Und auch Mamas Lieblingsweihnachtsgericht ", fügte Jan hinzu.

      "Kann ich dir beim Kochen helfen?" fragte ihn seine Enkelin.

      "Natürlich! Hör einfach meinen Anleitungen zu..."


    • Schulaufsatz

      Nach zwei Stunden Kochen ruhte sich Jan auf der Couch aus. Anna wollte ihm beim Kochen helfen, aber sie war nicht gerade beeindruckt davon, die neuen Gerichte zu probieren, was ihn ein wenig traurig machte. Er ermahnte sich selber, dass er sie nicht zu sehr zwingen sollte. Immer mit kleinen Schritten. Schon die Tatsache, dass sie angeboten hatte, beim Kochen zu helfen und dass sie während des Kochens über die  traditionellen polnischen Gerichte Fragen gestellt hat, war ein Erfolg. Der Plan seiner Tochter, die Mädchen zu überlisten und ihr Interesse an der polnischen Kultur zu wecken, hat funktioniert

      "Opa, ich habe eine Frage."

      Diesmal war es Maria.

      "Was interessiert dich, Schatz?" fragte Jan.

      "Ich muss einen Aufsatz über die Weihnachtsbräuche in anderen Ländern schreiben. Kannst Sie mir etwas über die Bräuche in Polen erzählen?"

      "Sehr gerne!« antwortete Jan. "Mach dir einenTee, denn es wartet eine lange Geschichte auf dich..."


    • Der beste Platz zum Kaufen von Weihnachtsgeschenken

      Endlich war Heiligabend. Alle faulenzten im Wohnzimmer.  Jan, seine Tochter und ihr Mann tranken langsam Tee und unterhielten sich leise, während die Mädchen mit den neuen Spielsachen spielten. Jan war besonders zufrieden, da er im Laufe der Jahre erfahren hatte, dass es nichts besseres und ansteckenderes gibt als glückliche Kinder. Er kauft jetzt lieber Geschenke für seine Enkelinnen als für sich. Heute Abend sahen die Mädchen wirklich zufrieden mit den Geschenken aus, die er mitgebracht hatte.

       "Opa", begann Anna, "wo hast du all diese wunderbaren Sachen gekauft?" Sie nahm einen handgefertigten Schal und eine Mütze, die mit einem Muster aus Mohnblumen verziert waren. "Ist das auch aus Polen?"

      "Nun, es gibt einen besonderen Ort in Wroclaw, an dem man zu Weihnachten tolle Geschenke kaufen kann ...", antwortete Jan.


    • Erinnern wir uns an die Vergangenheit

      Es war der 28. Dezember. Weihnachten war vorbei. Jan verbrachte die letzte Nacht im Haus seiner Tochter. Als er im Bett lag, dachte er  an die letzten Tage, die wirklich magisch waren. Er genoss die Zeit, die er mit seiner Tochter und seinen Enkelinnen zusammen war. Es stellte sich heraus, dass der Plan seiner Tochter funktionierte und die Mädchen nach dem Besuch der Tante wirklich anfingen sich für die polnische Kultur zu interessieren. Zuerst fragten sie nur nach Weihnachtsbräuchen, aber später wollten sie alles wissen.

      Vielleicht war diese Zeit mit seiner Tochter und seinen Enkelinnen eine Art  Freikaufen für eine Zeit, als er jung war. Er verstand lange nicht, wie wichtig Familie ist. Bevor er in den Ruhestand ging, war er sein ganzes Leben lang  Hoteldirektor. Aus diesem Grund half er zu Hause nie wirklich, sich auf die Weihnachtszeit vorzubereiten und war manchmal sogar an  Heiligabend auf der Arbeit, um sicherzustellen, dass seine Gäste ein perfektes Weihnachtsessen hatten, obwohl er es gleichzeitig seiner Familie vorenthielt, was aber wirklich nicht hätte so sollen sein. Vielleicht war jetzt wirklich Zeit, sich freizukaufen.


    • Ende der Geschichte

      Es war Zeit zu gehen. Jan saß im Bus auf dem Weg zum Flughafen. Er winkte ein letztes Mal seiner Tochter und seinen Enkelinnen zu, dann fuhr der Bus los. Er hielt eine Karte in der Hand, die er von den Mädchen erhalten hatte. Er hat wertvolle Zeit mit seiner Familie verbracht und die Mädchen haben endlich angefangen, sich für Polen zu interessieren. Er war überzeugt, dass es jetzt nur noch besser werden konnte. Jetzt aber war es erst einmal Zeit, sich vor der langen Reise auszuruhen. Und vielleicht würde er Sudoku spielen. Das beruhigte ihn immer.